Frage 1: Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung der Inflation und Zinsen ein?
Antwort:Die Inflation hat sich in der Eurozone angesichts des nach wie vor schwachen Wirtschaftswachstums in Richtung 2 % abgekühlt. Die EZB hat gerade zum fünften Mal in Folge die Zinsen gesenkt. Auch wenn die Politik nun deutlich weniger restriktiv wird, sehen wir immer noch einen Spielraum für die EZB, die Zinsen in Zukunft zu senken. Dennoch sind die Aussichten für die Inflation und die Zinssätze aufgrund der fiskalischen Mobilisierung in Deutschland und der EU einerseits und der Gefahr von Zöllen aus den USA andererseits sehr viel unsicherer geworden. Die US-Wirtschaft ist aufgrund der anhaltenden Stärke des Dienstleistungssektors robust. Auch hier erwarten wir eine graduelle Normalisierung der Inflation, obwohl die Zölle und die Unsicherheit über die künftige Politik an dieser Front zu höheren kurzfristigen Inflationserwartungen geführt haben. Dennoch glauben wir, dass die Zölle eher einen einmaligen Preisanstieg bewirken als sich nachhaltig auswirken werden.
Frage 2: Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung der Aktienmärkte ein?
Antwort:Europäische Aktien haben sich in den letzten Wochen outperformt, was auf die besser als erwartet ausgefallene Gewinnsaison und die durch die chinesischen DeepSeek-Nachrichten ausgelösten Bedenken im Technologiesektor hinsichtlich der Bewertung und Nachhaltigkeit von KI-Ausgaben zurückzuführen ist. Darüber hinaus haben die bisher milder als erwartet ausgefallenen US-Zölle, die Aussichten auf eine Lösung im Russland-Ukraine-Krieg und seit kurzem eine außergewöhnliche fiskalische Mobilisierung in Deutschland und der EU den Märkten Rückenwind gegeben. All dies hat dazu geführt, dass sich unsere Aussichten für europäische Aktien verbessert haben. Wir behalten jedoch im Hinterkopf, dass es eine Menge Unsicherheiten in Bezug auf die Zollpolitik und die Umsetzung von Fiskalpaketen und deren Auswirkungen auf europäische Aktien gibt. Wir halten weiterhin an US-Aktien fest, da wir robuste wirtschaftliche und unternehmerische Fundamentaldaten sehen. Die Gewinndynamik/-breite hat zugenommen und sich auch auf andere Sektoren der US-Wirtschaft ausgeweitet. Die Bewertungen sind nach wie vor hoch, aber es ist wichtig zu beachten, dass ein gewisser Bewertungsaufschlag durch die gestiegene Profitabilität gerechtfertigt ist. Die Bewertung von US-Aktien mit Ausnahme der Magnificent-7-Titel liegt auf einem viel niedrigeren Niveau. Die erhöhte Unsicherheit durch den Zollkrieg ist auch ein Gegenwind für die US-Unternehmen. Wir glauben jedoch, dass US-Aktien besser abschneiden könnten, da sie relativ stärker im Dienstleistungssektor exponiert sind und die US-Wirtschaft im Vergleich zu anderen Industrie- und Schwellenländern geschlossener ist.
Frage 3: Wie schätzen Sie die Aussichten für Schwellenländer ein?
Antwort:Wir bleiben bei unserer neutralen Haltung gegenüber chinesischen Aktien. Es ist unklar, ob sich die fiskalischen Anreize in einer nachhaltigen Stärkung der Wirtschaft und der Unternehmen niederschlagen werden. Die Probleme auf dem Immobilienmarkt bleiben ein Gegenwind. Der jüngste Erfolg von DeepSeek könnte die Aussichten für künstliche Intelligenz weltweit verändern, aber es bleibt abzuwarten, ob der Aufschwung bei chinesischen Aktien, der zusätzlich durch günstige Bewertungen begünstigt wurde, anhalten kann. Die Eskalation eines Handelskriegs mit den USA bleibt ein Gegenwind. Wir machen uns mehr Sorgen um andere Schwellenländer, da die wirtschaftlichen Aussichten dort relativ schwach sind. Auf die asiatischen Schwellenländer ex China entfällt der größte Teil der US-Importe und sie könnten stärker unter den Zöllen leiden.